In Linkenheim-Hochstetten gibt es nun drei Notrufsäulen an stark frequentierten Gewässern
Wozu eine Notrufsäule, wenn heutzutage jeder auch am Baggersee ein Handy bei sich hat und im Notfall Hilfe rufen kann? "Weil dieses Szenario in der Praxis oft nicht funktioniert", weiß Frank Skibinski, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Dettenheim. "Viele Badegäste lassen ihr Handy im Auto zurück. Andere am Liegeplatz, während sie etwas essen gehen. Kurzum: Badegäste tragen ihr Handy keineswegs immer bei sich." Und selbst wenn: Gerade am "Streitköpflesee" und auf der "Insel Rott" lässt das Funknetz zu wünschen übrig. Im Alltag nur ein Ärgernis, im Notfall ein potentiell lebensgefährlicher Umstand.
Damit in den außerörtlichen Naherholungsgebieten in Zukunft niemand mehr auf Handy und zuverlässige Netzverbindung angewiesen ist, gibt es nun in unserer Gemeinde drei Notrufsäulen, an denen man per Knopfdruck die Rettungsleitstelle erreicht: Am "Streitköpflesee" auf Linkenheimer Gemarkung und am Baggersee "Giesen" sowie auf der Insel Rott im Ortsteil Hochstetten. Die drei Säulen wurden dank einer Kooperation mit der DLRG-Ortsgruppe Dettenheim, der Björn Steiger Stiftung und der politischen Gemeinde installiert und auch finanziert - zwei durch die Stiftung, eine durch die Gemeinde. "Wir freuen uns, dieses bundesweite Projekt nun auch in Linkenheim-Hochstetten umsetzen zu können", so Simon Flaig von der Björn Steiger Stiftung. "Durch die Säulen erreichen wir eine deutliche Verkürzung der Alarmierung und damit auch des therapiefreien Intervalls. Kurz gesagt: Es wird wertvolle Zeit gespart." Im Übrigen dürfe man bei der Beurteilung des Nutzens von Notrufsäulen keineswegs nur den potentiell Ertrinkenden vor Augen haben. "Kreislaufprobleme durch Überhitzung, Herzanfälle oder allergische Reaktionen durch Bienen- oder Wespenstiche sind allesamt Gründe für einen Notruf."
Nicht selten setzten auch Kinder oder Jugendliche Notrufe ab. "Ihnen fällt es oft besonders schwer, Ruhe zu bewahren und sachlich Auskunft zu geben", erklärt Flaig. "Auch gibt es natürlich Fälle, bei denen Sprachbarrieren auftauchen." Bei solchen Szenarien zeige sich ein großer Vorteil der Notrufsäule: "Die Frage nach der Örtlichkeit erübrigt sich, weil die Leitstelle ja weiß, woher der Notruf kam", erläutert Frank Skibinski, der mit der DLRG-Ortsgruppe Dettenheim und der Björn Steiger Stiftung im Sommer 2022 in Dettenheim an den Baggerseen "Giesen" und "Pfander" zwei Säulen etabliert hat.
Bürgermeister Michael Möslang zeigte sich bei der offiziellen Einweihung der Säule am "Streitköpflesee" hochzufrieden über den Abschluss des Projektes: "Es war uns als Gemeinde ein großes Anliegen, die Sicherheit an unseren stark frequentierten Seen hochzuhalten", betonte er. "Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir auch für die Insel Rott eine Säule errichten konnten. Dort war uns das Problem mit der fehlenden Netzverbindung schon lange bewusst und wir haben vergebens mit der Telekom um eine Lösung gerungen." Mit großer Mehrheit habe der Technische Ausschuss des Gemeinderates bereits im November 2022 der Installation von Notrufsäulen am Streitköpflesee und Baggersee Giesen durch die Björn-Steiger-Stiftung zugestimmt. Auch sei die Etablierung einer Aufstellen einer Notrufsäule auf der Insel Rott schon vor geraumer Zeit beschlossen worden. "Je nach Wetter und Mobilfunkanbieter gibt es an diesem Standort kein oder nur schlechtes Mobilfunknetz", so Möslang. "Tragischerweise wurde gerade dort gleich zwei Mal in jüngerer Vergangenheit ein Krankenwagen infolge von Herz-Kreislauf-Versagen gebraucht. Die Alarmierung war schwierig und zeitaufwendig." Mit der Notrufsäule reiche ein Knopfdruck, um mit der Leitstelle verbunden zu werden - die Säule übermittle bereits automatisch den Standort. "Unsere Baggerseen sind besonders bei gutem Wetter beliebte Ausflugsziele", unterstreicht Möslang. "Viele 1000 Besucher kommen jedes Jahr an die beiden Badeseen. Zur Vermeidung von Diebstählen lassen viele Badegäste das Handy im Auto oder nehmen es gar nicht mit bis an den See. Auch ist es in einer Notsituation einfacher und schneller einfach einen Knopf zu drücken, als sich ein Handy zu beschaffen."
Möslang bedankte sich bei Frank Skibinski von der DLRG-Ortsgruppe Dettenheim für die Vermittlung und Begleitung des Projektes sowie Simon Flaig von der Björn Steiger Stiftung, die zwei der Säulen im Gemeindegebiet finanziert hat.